
„Wir waren überwältigt, als der Mondschein die Plaza in eine Freiluftbühne für unsere Phantasien verzauberte – was für ein Anblick!“ In der Maya-Gemeinde Chinautla, unweit der Hauptstadt Guatemala-Stadt, lebte Susanne Hartmann einige Zeit bei einer einheimischen Gastfamilie, die der indigenen Bevölkerung der Poqomam angehörte. Sie beschreibt, wie sie ihre Feldforschung vor Ort begann, und welche zahlreichen persönlichen Begegnungen und spannenden Ereignisse die Informationen für ihre Doktorarbeit zum Kulturwandel der Maya lieferten. Der Hochkultur, den Hieroglyphen, der Mathematik und dem traditionellen Ämtersystem der Maya widmet Susanne Hartmann jeweils eigene Kapitel – ebenso schreibt sie über die in den späten 1980er und frühen 1990er Jahren gegründete Pan-Maya-Bewegung, die sich unter anderem für ethnische, kulturelle und sprachliche Freiheit einsetzt. Das Buch ist im edition – karo erschienen – auch über Amazon zu bestellen.
Die Geschichte Guatemalas reicht Jahrtausende zurück, mit Spuren indigener Zivilisationen, die bis in die präkolumbianische Zeit zurückreichen. Eine der bedeutendsten Zivilisationen war die Maya-Kultur, die zwischen dem 4. und 10. Jahrhundert ihre Blütezeit hatte. Die Maya hinterließen beeindruckende Ruinenstätten und hatten eine komplexe Gesellschaft mit fortschrittlichen astronomischen Kenntnissen und Schriftsystemen.
Im 16. Jahrhundert wurde Guatemala von den Spaniern erobert und zur Kolonie des spanischen Vizekönigreichs Neuspanien. Die Kolonialzeit war geprägt von Ausbeutung, Zwangsarbeit und der Christianisierung der indigenen Bevölkerung. Dies führte zu jahrhundertelanger sozialer Ungleichheit und ethnischen Spannungen, die bis heute in Guatemala zu spüren sind.
Im 19. Jahrhundert begannen die Unabhängigkeitsbewegungen in ganz Lateinamerika, und Guatemala erlangte 1821 die Unabhängigkeit von Spanien. In den folgenden Jahrzehnten war das Land von politischen Instabilitäten und internen Konflikten geprägt. Eine der bedeutendsten Figuren war General Rafael Carrera, der von 1839 bis 1865 die politische Szene beherrschte und die Vereinigung von Guatemala mit anderen zentralamerikanischen Ländern anstrebte.
Im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert erlebte Guatemala einen wirtschaftlichen Aufschwung durch den Kaffeeanbau, der das Land zu einem der größten Kaffeeproduzenten der Welt machte. Gleichzeitig wurden jedoch auch soziale Ungleichheiten verstärkt, da die Landbesitzer und ausländischen Unternehmen von den Einnahmen profitierten, während die ländliche Bevölkerung in Armut lebte.
In den 1950er Jahren entstand eine politische Bewegung für Reformen und soziale Gerechtigkeit, angeführt von Jacobo Árbenz. Seine Regierung führte eine umfangreiche Landreform durch, die jedoch von der US-Regierung als kommunistisch angesehen wurde. 1954 stürzte eine von den USA unterstützte Militäraktion Árbenz und setzte eine repressive Regierung ein, die das Land für Jahrzehnte in einen Bürgerkrieg und politische Instabilität stürzte.
Der Bürgerkrieg, der von 1960 bis 1996 dauerte, führte zu schweren Menschenrechtsverletzungen und dem Tod von Zehntausenden Menschen, hauptsächlich indigener Gemeinschaften. Es gab auch Berichte über systematische Vergewaltigung, Verschwindenlassen und Zwangsvertreibungen. Erst mit der Unterzeichnung des Friedensabkommens von 1996 wurde der Konflikt offiziell beendet.
Seitdem hat Guatemala versucht, demokratische Institutionen aufzubauen und soziale und wirtschaftliche Probleme anzugehen. Es bleibt jedoch eine Herausforderung, die langjährigen sozialen Ungleichheiten und den Einfluss von Drogenkartellen und organisiertem Verbrechen zu bekämpfen. Das Land hat auch mit Naturkatastrophen wie Erdbeben und tropischen Stürmen zu kämpfen, die zu weiteren Herausforderungen für seine Entwicklung führen.
Die Geschichte Guatemalas ist geprägt von einer reichen indigenen Kultur, der Kolonialherrschaft der Spanier, politischer Instabilität, einem blutigen Bürgerkrieg und aktuellen sozialen und wirtschaftlichen Herausforderungen. Trotzdem hat das Land eine starke und vielfältige Bevölkerung, die sich bemüht, eine bessere Zukunft aufzubauen.